Unter Druck die richtigen Entscheidungen treffen

By Carola Lübbenjans | Leistungsstarke Führung

Feb 04
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Treffen Sie die richtigen Entscheidungen unter Druck?

„Ich hab gedacht: „Das war’s. Heute stirbst Du auf einem Feld bei Hannover!“

Alle Flugschüler lauschen gespannt den Worten von Herrn K. Ein gestandener Flugkapitän, der viele Jahre vor der heldenhaften Landung auf dem Hudson River, ein Flugzeug mit schwer beschädigten Triebwerken innerhalb kürzester Zeit auf den sicheren Boden zurückbrachte. Es war ein Vogelschwarm, der innerhalb von Sekunden beide Triebwerke nahezu zerlegte.

Beängstigend wie beeindruckend

Die Geschichte, die er zu erzählen hat, ist beängstigend und beeindruckend zu gleich. Beängstigend, weil es so deutlich macht, dass aus dem Nichts eine Situation entstehen kann, die so turbulent und lebensbedrohlich ist, dass wir sie gar nicht erst vorhersehen wollen.

Beeindruckend, weil es Flugkapitän K., genauso wie Chesley Sullenberger gelungen ist, in einer solch heftigen Notsituation einen kühlen Kopf zu bewahren. Aus dem Stehgreif, richtig entscheiden und zu handeln im entscheidenden Moment.

Kann das jede:r?

Diese Geschichte hat mich gepackt. Wie ist es möglich, unter hohem emotionalem und zeitlichem Druck leistungsstark zu bleiben? Welche psychischen Prozesse laufen im Hintergrund, die eine solche Leistung möglich machen? Und vor allem: Kann jede:r das lernen?

Als Führungskraft erleben Sie hoffentlich keine lebensbedrohlichen Arbeitssituationen. Wenn wir diesen heftigen Aspekt außen vorlassen: Gibt es bei Ihnen Momente, in denen Sie unter enormen Zeitdruck stehen? Wo von Ihnen erwartet wird, dass Sie schnell und vor allem richtig entscheiden - gerade, wenn es hoch hergeht?

Wer jetzt von sich behaupten kann, dass er die Ruhe selbst ist und sich von dem Druck von außen nicht beeinflusst fühlt, dem kann ich nur gratulieren. Ich kann das nicht. Meine Schüler ebenfalls nicht. Zumindest nicht aus dem Stehgreif.

Wir Menschen tappen eher in typische und leider auch sehr fiese Stolperfallen. Sie stolpern und verschlechtern die Ausgangssituation. Der Druck steigt! Ein typischer Teufelskreis setzt sich in Gang und endet dort, wo keiner von uns hinwill.

Im Chaos.

In diesem Artikel zeige ich Ihnen 3 der fiesesten Fallen und wie man diesen begegnet.

Typisch reagiert unter Druck

Welche Folgen hat es, wenn wir unter Druck arbeiten? Hier ein paar typisch menschliche Verhaltensweisen unter hohem Druck:

  • Wir legen sofort los.
  • Wir lassen uns von der Geschwindigkeit mitreißen.
  • Wir werden hektisch.
  • Wir reden lauter und achten wenig darauf, wie wir etwas sagen.
  • Wir nehmen nicht mehr alle Informationen auf.
  • Wir bekommen einen Tunnelblick.
  • Wir spüren Emotionen wie Wut oder Ärger in uns aufsteigen.
  • Wir werden zu Einzelkämpfer: Innen.
  • Wir entscheiden in einfachen Ja/Nein-Kategorien.

All diese Punkte sind natürliche Reaktionen auf Stress. Unter Stress einen kühlen Kopf zu bewahren, um die richtige Entscheidung treffen zu können ist demnach eine riesige Herausforderung. Und trotzdem ist es möglich.

Wie Sie sich vorstellen können, war in dem Beispiel oben dringender Handlungsbedarf angesagt. Die Piloten mussten weitreichende Entscheidungen treffen, und zwar innerhalb kürzester Zeit.

  • Welches ist die sicherste und schnellste Möglichkeit die beeinträchtigte Maschine zu landen?
  • Wie können wir das schaffen?
  • Welche Unterstützung brauchen wir jetzt von außen?
  • Welche Sicherheitsmaßnahmen brauchen wir am Boden?

Und vieles mehr.

Hinter jeder dieser Fragen verbergen sich viele kleine Entscheidungen, die insgesamt eine große Auswirkung auf die Sicherheit der Landung nehmen. Wenn hier Fehler passieren, hat das fatale Konsequenzen.

Jede Cockpitcrew, die ein mulmiges Bauchgefühl hat und unter enormen Druck steht, muss in der Lage sein einen kühlen Kopf bewahren. Sie wissen, dass sie im Falle eines erhöhten Stresslevels nicht in der Lage sind, ihre volle Leistung abzurufen. Und sie wissen, dass sie diese zu 100% brauchen, um zügig komplexe Entscheidungen zu treffen und umzusetzen.

Sie müssen, es geht gar nicht anders. Genau dafür wurden und werden sie immer wieder trainiert – handlungsfähig zu bleiben unter Stress.

Und das ist für Sie drin:

Leistungsfähigkeit

Gewinnen Sie den Zugang zu Ihrer lesitungsfähigkeit zurück.

Qualität

Treffen Sie qualitativ hochwertigere Entscheidungen unter Druck.

Sicherheit

Mit kühlem Kopf bringen Sie Ihr Team sicher ans Ziel.

Stolperfalle 1: Mangelnder Abgleich

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Wenn wir unter hohem Stress stehen, dann haben wir nicht denselben Zugriff auf unsere gespeicherten Daten im Gehirn, wie im Ruhezustand. Deshalb neigen wir alle dazu unter Stress auf das, was am Erprobtesten ist, auf das, was wir routinemäßig abgespeichert haben, zurückzugreifen. An diese Daten kommen wir in solchen Momenten einfach leichter dran.

Das muss kein Problem darstellen, sofern das, was wir da abrufen auch zu der aktuellen Situation passt.

Sobald es aber Abweichungen gibt, das heißt, die Handlungsstrategien, auf die ich zugreife, passen eben nicht 100%ig zum vorliegenden Problem, entsteht eine Fehlerquelle. Und in die tappen wir dann zielsicher hinein. Das führt dazu, dass falsche Lösungswege gegangen werden, die dann natürlich nicht das Ergebnis erzielen, was eigentlich beabsichtigt war.

Dort gedanklich wieder herauszukommen und von vorn einzusteigen, kostet enorm viel Zeit und Energie.

DAS bedeutet für Sie

Geben Sie der Phase der Analyse des Problems unbedingt Zeit und Raum.

Nutzen Sie des Teufels Anwalt (Die schlimmsten Fehlerfallen) und hinterfragen Sie kritisch, was gegen Ihre Lösung spricht, bevor Sie an die Umsetzung gehen. Wir neigen dazu, wenn wir schon eine Lösung gefunden haben, diese vorschnell anzunehmen und nur noch nach Bestätigung zu suchen (Confirmation Bias).

Dieses kritische Hinterfragen sorgt dafür, dass ich Ihre Wahrnehmung wieder öffnen kann und überhaupt bereit ist, Fehler frühzeitig aufzudecken.

Stolperfalle 2: Starre Denkweise

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Auch unsere Denkweise verändert sich. Sie wird rigider, starrer und ist weit entfernt von Kreativität. Dumm nur, wenn es um ein Problem geht, welches eine intelligente, kreative Lösung erfordert.

DAS bedeutet für Sie

Wenn Sie sich der Sache mit kühlem Kopf annehmen wollen hilft es, sich vorab Distanz zu diesen Emotionen zu verschaffen. Das geht in der Regel einfach: Gehen Sie raus aus der Situation, atmen Sie durch und machen Sie kurz etwas ganz anderes, um runterzukommen. Ein Gang zur Toilette, kann schon Wunder bewirken. 🙂

Wenn das nicht geht, wie im Beispiel der Cockpitcrew mit dem Triebwerksausfall, dann konzentrieren Sie sich auf Ihre Atmung. Achten Sie bewusst auf Ihre Atmung. Diese ist jetzt relativ flach und schnell. Versuchen Sie langsam ein und auszuatmen. Geben Sie dem Ausatmen mehr Zeit. Versuchen Sie bis in den Bauch hinein zu atmen.

Will ich jetzt Entspannungstechniken mit Ihnen durchgehen? Nein, ich zeige Ihnen, wie Sie innerhalb weniger Minuten Ihr System beruhigen können. Und die Atmung ist der einzige Punkt, den Sie körperlich bewusst steuern können.

Wenn Sie raus sind aus der Emotion, aus dem Druck und Ihr System sich weitestgehend beruhigt hat, krempeln Sie die Ärmel hoch und legen los. Auch hier können Sie den obigen Tipp gut anwenden.

Stolperfalle 3: Fehlender Einsatz verfügbarer Ressourcen

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Gerade leistungsorientierte Menschen neigen dazu, unter Stress zum/zur Einzelkämpfer:In zu werden. Sie wollen die Kontrolle über die Situation behalten und fokussieren sich in dem Moment nur auf Ihre eigene Tatkraft. Mit dem Gedanken im Hinterkopf: „Was ich in der Hand habe, kann ich besser kontrollieren. Zudem weiß ich jederzeit, wo ich stehe.“

In Stresssituationen, in denen es um Entscheidungen mit weitreichenden Konsequenzen geht, rate ich Ihnen dringend davon ab, das zu tun. Eben aufgrund der Fehleranfälligkeit des Gehirns, wenn Sie unter Druck arbeiten.

DAS bedeutet für Sie

Sie sollten sich mindestens eine weitere Person mit an Board holen, wenn Sie unter Druck arbeiten müssen. Es geht darum, dass Sie jemanden haben, der Ihre Gedanken und Planungen kritisch gegenprüft.

Klären Sie zunächst, was jeder für Gedanken hat (Die schlimmsten Fehlerfallen). Klären Sie alle Zweifel, bevor Sie Handlungsoptionen überlegen. Wenn Sie Optionen entwickeln, dann frei von jeder Bewertung. Denn das garantiert Ihnen neue Perspektiven und Kreativität in den Ideen. Bewertungen hingegen schränken Sie schnell ein und Sie entwickeln einen Tunnelblick.

In der Fliegerei sprechen wir von Cross-Check. Jeder überprüft den anderen, immer mit der Frage: „Was spricht dagegen?“ Nicht, weil man den anderen widerlegen will, sondern weil man seinen Tunnelblick wieder zu öffnen versucht und so Fehler frühzeitig entdeckt werden können.

Ihre Chance für qualitativ gute Entscheidungen

und den typischen menschlichen Fallen zu begegnen.

Mit diesen 3 Tipps gelingt es Ihnen, die Stolperfallen zu umgehen.

  • Lassen Sie sich Zeit für die Analyse  
  • Reduzieren Sie Ihren Stresslevel
  • Holen Sie sich Unterstützung 

Fazit:

Wenn Sie unter Druck arbeiten müssen, stehen Sie unter Stress. Und unter Stress handeln wir deutlich anders. Die Fehlerwahrscheinlichkeit erhöht sich. Es gibt Entscheidungen, bei denen Sie sich keine Fehler leisten können. Deshalb ist es wichtig, sich über die Stolperfallen bewusst zu werden, die psychischer Stress mit sich bringt.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Umsetzung. wenn es irgendwo hakt, kontaktieren Sie mich gern.

Carola Lübbenjans

Hallo, mein Name ist Carola Lübbenjans. Ich bin Diplom Psychologin und habe 14 Jahre lang in Bremen Verkehrspiloten darin ausgebildet, in kritischen Stresssituationen einen kühlen Kopf zu bewahren.


Dieses Wissen gebe ich an Führungskräfte weiter, damit sie unter starkem Druck sicher und souverän ihr Team zum Ziel führen.


Ich unterstütze Sie darin, gesund leistungsstark zu bleiben und fokussiert Entscheidungen zu treffen, ohne dabei schwerwiegende Fehler zu begehen.

Carola Luebbenjans

Führungskräfte-Coach & Trainerin