Feb 22
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Wie Sie mit Begeisterung Ihre Komfortzone verlassen

Die eigene Komfortzone zu verlassen ist nicht gerade leicht. Stellen Sie sich vor, Sie sind beim Sport und machen eine Dehnübung. Ihre Muskeln und Fasern sind verkürzt. Sie müssen die Spannung aushalten, obwohl Ihre Muskeln zittern und es schmerzt.

Haben Sie dabei schon mal geschummelt? Sind Sie schon mal nicht so sehr in die Spannung gegangen, um es erträglicher zu gestalten und es aushalten zu können?

Das Gemeine daran ist, dass Sie Ihr sportliches Ziel nur erreichen, wenn Sie die Spannung von Mal zu Mal steigern. Wenn es um persönliche Veränderungen geht, verhält es sich wie bei diesen Dehnübungen – Sie müssen Spannungen aushalten, um sich weiterzuentwickeln.

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Innere Haltung stärken

Das Verlassen der Komfortzone baut Spannung auf

Viele Menschen wollen eine Veränderung. Raus aus der Komfortzone - aber bitte auf einem bequemen Weg. Am liebsten mit einer Schritt für Schritt-Anleitung oder besser: Mit einer Pille, die man einfach schlucken kann.

Sie ahnen es - das funktioniert nicht!

Veränderung bedeutet neue Perpektiven zu entdecken, andere Verhaltensweisen auszutesten und den Mut zu finden, Fehler machen zu dürfen. Das Verlassen unserer Komfortzone bedeutet, dass wir uns neu orientieren müssen. Und, dass wir uns anders als bisher verhalten.

In diesem Veränderungsprozess baut sich Spannung auf, weil wir neue Wege gehen und nicht wissen, was kommen wird! 

Menschen, die keinen Zweifel daran haben, dass sie sich verändern wollen, weil es Sie persönlich weiterbringt und  sie wieder leistungsstark handeln können, haben gute Chancen eine nachhaltige Veränderung zu erreichen.

Das tut zwar physisch nicht weh, aber es ist eine intensive Auseinandersetzung mit sich selbst, bei der man an seine eigenen Grenzen und vor allem, die damit verbundenen Gefühle kennenlernt. Und ja, das kann anstrengend sein!

Warum wir häufig daran scheitern

Viele Führungskräfte wollen eine Veränderung, aber bitte ohne Anstrengung. Sie scheuen sich davor, sich zu reflektieren und vor allem ihre Gefühlswelt zu erkunden.

Nach meiner Erfahrung ist ein solcher Veränderungsversuch zum scheitern verurteilt. Der Grund ist einfach: Wenn wir unserer Emotionen aus dem Veränderungsprozess rauslassen, fehlt der entscheidende Erfolgsfaktor!

Die magische Kopf-Bauch-Verbindung

Überlegen Sie einmal, was Sie tun, wenn Sie sich verändern wollen? Reflektieren Sie auf der Wissensebene (Kognition) und versuchen Ihre Leistung zu verbessern? Damit sind Sie sicher nicht allein. Leider bringt Sie dieses Vorgehen nicht zum Ziel!

Beispiel "Umgang mit Stress"

Sie wissen, wie Sie in Stresssituationen denken und Sie sich verhalten. Sie können im Nachgang sogar die meisten Fehler benennen, die Sie in diese Situation gebracht haben. Jetzt können Sie diese Fehler einfach eliminieren. Dann ändert sich etwas - oder? 

Nein - meistens nicht.

Das Problem liegt darin, dass wir den Anteil, der zu jeder Erfahrung gehört, nicht genug beachten– unsere Emotionen. Wie fühlen wir uns in der Situation und was löst das in uns aus? Welches Gefühl verbinden wir mit einer erfolgreichen Bewältigung von stressigen Führungssituationen?  Wann haben wir zuletzt mit Begeisterung Probleme gelöst?

Ja, ja, die Psychologen. Die wollen immer über Gefühle reden – werden Sie jetzt denken. Weit gefehlt. Aber gut, dann spreche ich noch mal Ihre kognitive Ebene an. Werfen wir gemeinsam einen Blick in die Gehirnforschung:

Emotionen gehören dazu

Mit der Frage: „Was prägt uns, Wissen oder Erfahrung?“ beschäftigte sich der Experte auf dem Gebiet der Gehirnforschung Prof. Dr. Gerald Hüther.


Er stellt fest: Lernen und Veränderungen können nur in Verbindung mit Begeisterung gelingen. Denn Begeisterung ist es, die unser Gehirn entwickelt. Es gibt eine magische Verbindung zwischen Kognition und Emotion.


Er betont, unser Gehirn ist zeitlebens formbar. Auch ein 85 jähriger könne noch chinesisch lernen, wenn er es mit Begeisterung tut. Z.B. weil er sich in eine Chinesin verliebt und mit ihr zusammenleben möchte. Ihrem Wunsch folgend, zieht er in ein kleines Dorf ihres Landes. Innerhalb eines halben Jahres hat er gelernt, ihre Sprache zu sprechen.


Es ist nicht das Gehirn, das uns den Weg in die Veränderung versperrt, es ist die Begeisterung, die uns abhandengekommen ist.


Warum können wir Erwachsenen uns so schlecht begeistern?


Weil wir in der Schule, etc. anders geprägt wurden. Wir haben negative Erfahrungen gesammelt. Mussten Dinge lernen, weil es Vorgabe war und nicht, weil wir uns dafür begeistern konnten. Wir wurden belohnt und bestraft und mussten uns im Wettbewerb beweisen. Entwicklung unseres Potenzials – Fehlanzeige.


Fakt ist: 

Unser Gehirn entwickelt sich nur in den Bereichen weiter, die wir mit Begeisterung nutzen. Statt Möglichkeiten zur Potenzialentfaltung zu schaffen, erleben wir eine Ressourcennutzungskultur, die durch Wettbewerb, Belohnung- und Bestrafung geprägt ist. Platz für die eigene Begeisterung, bleibt da wenig.


Dabei können wir unser Potenzial am besten entfalten, wenn wir möglichst viele Probleme zu lösen haben.


Nicht das bequeme Leben bringt uns weiter, sondern Herausforderungen, die wir mit Begeisterung annehmen.


Und er geht noch einen Schritt weiter: Man kann nicht lernen, wahrnehmen oder etwas tun, ohne das es mit einem Gefühl einhergeht. Wir bewerten jede Situation und diese Bewertung aktiviert Gefühle. Die Erfahrungen, die wir machen, werden im Gehirn immer als gekoppeltes Netzwerk abgespeichert – Wissen + Gefühl.


Nun wissen Sie, dass Gefühl und Wissen ein untrennbares Netzwerk bilden. Und das ist der Grund, warum Sie Ihre Emotionen in den Veränderungsprozess mit einbeziehen müssen, damit er nachhaltig klappt.

Was bedeutet das für Ihre Komfortzone?

Das bedeutet, dass in jeder Erfahrung ein kognitiver Anteil (was haben wir erlebt?) und ein emotionaler Anteil (wie ist es uns damit ergangen?) steckt. Somit setzt sich unsere innere Haltung aus diesen beiden komplexen Netzwerken zusammen.

In unserer Gesellschaft ist aber vorwiegend rationales Denken gefragt. Und so haben wir gelernt, Wissen und Gefühl wieder zu trennen. Unser Gehirn wird genutzt, ohne die körperlichen Empfindungen mit einzubeziehen. Viele Handlungsmuster laufen automatisiert ab und die dazugehörigen Gefühle werden überhaupt nicht wahrgenommen.

Wir haben gelernt, negative Gefühle auszuhalten, anstatt den Versuch zu unternehmen, eine Veränderung herbeizuführen. 

Aber: Nur das, was „unter die Haut geht“, was wir spüren und was für uns bedeutsam ist, führt dazu, dass komplexere Netzwerke gebildet oder aktiviert werden.

Bisher wurde immer versucht, das Verhalten von Menschen zu verändern, ohne über die Haltungsebene zu gehen. Prof. Dr. Hüther spricht hier von „Dressur“.

Wenn wir uns wirklich verändern wollen, müssen wird das Gefühl der Freude und Begeisterung aktivieren und das gekoppelte Netzwerk ausbauen.

Und das meine ich, wenn ich Sie auffordere, aus Ihrer Komfortzone herauszutreten, wenn Sie sich wirklich verändern wollen.

Gehen Sie auf die Suche nach Ihrer emotionalen Ebene. Aktivieren Sie Ihre verloren gegangenen Netzwerke. Und holen Sie sich Ihre Begeisterung zurück.

Ihre Takeaways


Es gibt viele Menschen, die sich in Stresssituationen befinden und in diesen einfach funktionieren. Und damit meine ich reine Funktion, keine Zufriedenheit. Jeden Tag halten sie diesen Zustand aus, auch wenn sie sich eine Veränderung herbeisehnen.

Wer wirklich etwas verändern möchte, muss sich Zugang zu seiner Gefühlswelt schaffen. Muss reflektieren, wie es ihm/ihr momentan wirklich geht und wo er/sie hin möchte.

Um seine eigenen Ziele zu erreichen, muss man die Komfortzone verlassen und schauen, wie man in Zukunft mit Begeisterung Herausforderungen anpacken kann. Was macht wirklich Spaß, wo liegt das Interessengebiet, in welchem Bereich möchte man sich weiterentwickeln?

Ist der Zugang zur emotionalen Ebene wieder da und die Begeisterung geweckt, so kann man die Veränderung nicht mehr aufhalten.

Für welches Ziel werden Sie mit Begeisterung Ihre Komfortzone verlassen?

P.S.

Der Vortrag von Prof. Dr. Gerald Hüther heißt: "Ohne Gefühl geht gar nichts!" Die hier angesprochenen Inhalte beziehen sich auf den Abschnitt 27:40 bis 35:00 Minuten des Vortrages. Leider scheint dieser Vortrag nicht mehr frei zugänglich zu sein.

Carola Lübbenjans

Hallo, mein Name ist Carola Lübbenjans. Ich bin Diplom Psychologin und habe mehr als 10 Jahre lang in Bremen Verkehrspiloten darin ausgebildet, in kritischen Stresssituationen einen kühlen Kopf zu bewahren.


Dieses Wissen gebe ich an Führungskräfte weiter, damit sie unter starkem Druck sicher und souverän ihr Team zum Ziel führen.


Ich unterstütze Sie darin, gesund leistungsstark zu bleiben und fokussiert Entscheidungen zu treffen, ohne dabei schwerwiegende Fehler zu begehen.

Carola Luebbenjans

Führungskräfte-Coach & Trainerin